

NICOLAS DAUTRICOURT & JUHO POHJONEN 41
Wie geht man Bachs Werk vor den Mikros an?
Nicolas Dautricourt:
Zum Aufnehmen von Bachs Musik scheint mir, dass
man eine gewisse stilistische Synthese erreicht haben muss. Die klassische
Sprache wirft zahlreiche Fragen auf und stößt auf sehr unterschiedliche
Interpretationsströmungen. Man muss ausreichend Selbstbewusstsein haben
und sich irgendwann sagen, dass man bereit ist. Daher hatten wir sehr viel Freude
an der Aufnahme. In diesemRepertoire –Oder ist es nicht in allen Repertoires so? –
kannman nicht schummeln. Bachs Musik ist „nackt“ und bleibt für mich ein Rätsel.
ImRahmenderPlattehabeichmichaneinfacheDin
gegehalten:diebedingungsloseLiebe, die ich für diese Musik empfinde, aber auch die Gewissheit, dass ich nicht in
schlechten Geschmack verfallen und so gut wie möglich die erlernten modernen
Techniken zumEinsatz bringenwerde. Kurzum: bescheidenbleibenund versuchen,
das Werk zu enthüllen, ohne es bezähmen zu wollen. Das geschieht über die
Aneignung des Texts und die Suche nach unserer eigenen Ausdrucksweise. Alles in
allem gilt es, über die Taktstriche hinauszugehen!
Juho Pohjonen:
Bach hat einen besonderen Platz in meinem Repertoire inne.
Ich habe seine Musik meine gesamte Karriere lang studiert und gespielt. Wer
Bach versteht, kann alle anderen Komponisten angehen, da sein musikalisches
Vermächtnis alle Musiker nach ihm beeinflusst hat.