

Der Blitzschlag hat auch die Klaviervirtuosin undMuse,
Schumanns Gattin, nicht verschont, und Clara wird in
Brahms‘ Leben und Werk genauso wichtig werden wie
Robert.
Ihr widmet er voller Hochachtung die Klaviersonate Nr. 2 in fis-Moll (Opus
2, 1852), von der Claudio Arrau sagt,
ihr Beginn sei dermaßen unglaublich,
eine wahre Herausforderung an die Welt. Er allein sollte schon reichen, um in den
Pianisten, insbesondere den jungen, denWunsch zu wecken, sie zu spielen.
Es ist die
Sonate, die zudem auf sehr unerwartete – und auch sehr intime –Art endet:
in einem Pianissimo, das eine fast mystische Ektase ersehnt.
Wenn Brahms ihr die
Klaviersonate Nr. 1 in C-Dur
(Opus 1, 1852-53) vorzieht, um
sie dann als sein erstes Opus bei Verlegern anzubringen (komponiert, wie
gesagt, zu einem späteren Zeitpunkt und dem Freund gewidmet, der ihn bei
den Schumanns eingeführt hat, dem Geiger Joseph Joachim), dann liegt das
daran, dass Brahms befindet, die
C-Dur-Sonate
sei mit ihrem, wie es auch die
Schumanns gleich bemerken, spezifisch für das Klavier geschriebenem Stil
noch imposanter, und auchmit ihrem ersten Satz, der zunächst demBeginn
von Beethovens
Hammerklavier
ähnelt, so wie ein Sohn seinem Vater ähnelt
(ein Sohn aber, dessen Persönlichkeit so ausgeprägt ist, das er bereits eine
völlig eigene Identität besitzt).
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GEOFFROY COUTEAU