

34 ALDO CICCOLINI
A.C.
: Es gibt da in der Tat Verbindungen oder Details, die ich zuvor nicht beachtet
hatte; und wenn ich auch dreihundert Jahre leben würde, ich würde immer noch
Dinge entdecken. Das ist das, was uns zugleich umtreibt und tröstet, denn es ist
grenzenlos. Wenn der Tod nicht wäre, der uns eines Tages stoppt, wenn wir Zeit
hätten, dann könnten wir ewig fortfahren mit dem Entdecken. Mit der Musik hat
man nie abgeschlossen…
Kommen wir nun zu Clementi und seiner so umfassenden und
erstaunlichen
Sonate
Op. 34 Nr. 2 (veröffentlicht im Jahre 1795); sie wird
leider von nur sehr wenigen Interpreten gespielt, doch zählt sie zu den
großen Sonaten der klassischen Epoche.
A.C.
: Das erste, woran man denkt, wenn man sie hört, ist das Geburtsland
Clementis; er ist in diesem Werk sehr italienisch. Ich hatte ihn entdeckt, als die
Clementi-Platte von Horowitz herauskam, und damals war ich sofort in die Rue de
Rome geeilt, ummir die Musik dieses Komponisten zu besorgen, die ich dann über
viele Abende hinweg gelesen habe.
Das Opus 34 Nr. 2 ist das Werk eines großartigen Pianisten, der das Instrument
meisterlich versteht und ihm ebenso meisterlich dient. Ich bin besonders dem
langsamen Satz
Un poco adagio
zugetan; die Seiten dieses Satzes zählen zu den
reinsten Seiten des Klassizismus und sind von vorbildhafter Einfachheit – das ist
echte Kammermusik. Und dann das friedlose
Molto allegro
, das folgt… Es gibt eine
Beziehung zwischen diesem Schlusssatz und der
Sonate in c-Moll
von Mozart. Aber
Clementi ist nicht so zart wie Mozart.
Und das
Molto allegro
ist für Clementi auch die Gelegenheit, seine
Beherrschung der Kanonform zu zeigen...
A.C.
: Clementi war ein Virtuose des Kanons. In der Mitte des Satzes kehrt das Thema
im Kanon wieder, in e-Moll; und das alles folgt einander auf unglaublich natürliche Art.