

32 ALDO CICCOLINI
mehr die Zeit verstreicht, desto dramatischer erscheint das Leben, und das gilt für
fast jedermann...
Was ebenfalls verblüfft, ist die stimmliche Dimension seines Schreibens, zum
Beispiel im
Adagio
der
Sonate
; man könnte hier fastWorte setzen.
Die KV 457 und 475 haben also erst relativ spät Eingang in ihr Repertoire
gefunden, aber gibt es vielleicht Erinnerungen an Konzerte, die Sie mit
ihnen verbinden, oder einen großen Interpreten von früher, der Sie
besonders beeindruckt hat?
A.C.
: Mich hat Walter Gieseking sehr beeindruckt. Er war Kolorist und eine
bemerkenswerter Interpret von Debussy und Ravel, aber auch ein wundervoller
klassischer Pianist. Er hatte den ersten Satz der
Sonate in c-Moll
schon fast brutal
gespielt, und so genau musste es sein. Das zählt zu den Dingen, die man hört,
wenn man jung ist, aber die man nicht wagt, direkt anzugehen, „aus Angst vor
diesem und jenem“.
Sie haben lange damit gewartet, bevor Sie dann die
Sonate
und
die
Fantasie
gespielt haben, und dass obwohl Sie doch schon einige
einschüchternde Werke Beethovens erarbeitet hatten…
A.C.
: Damuss ich Sie eines Besseren belehren; auchmitmeiner Gesamteinspielung
Beethovens habe ich lange gewartet. Und genau am Tag meines 70. Geburtstags
dann habe ich, in Palermo, zum ersten Mal in der Öffentlichkeit die
Sonate
op. 106
gespielt.
Ist das vielleicht eine Art zu sagen, dass manche Kollegen im Erkunden des
Repertoires zu schnell vorgehen?
A.C.
: Mir liegt es fern, wem auch immer irgendwelche Lektionen zu erteilen. Ich kann