

MOZART_QUATUOR TALICH
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Eine Ähnlichkeit mit der Komposition der letzten
Streichquartette Beethovens vierzig Jahre später,
die daran denken lässt, dass Genies nur eine Sprache
sprechen!
Das erste Thema des Allegro, des ersten Satzes des
Streichquartetts Nr. 16
in Es-Dur (KV 428)
ist geheimnisvoll und meditativ. Ihm folgt ein zweites,
dynamisches und verspieltes Thema; dann, vor einem hitzigen Rhythmus, wird
die Stimmung fiebrig. Mit dem Andante finden wir eine meditative Stimmung
von durchschlagender, nur vonMozart so beherrschter Intensität: Unaufhörlich
pendeln wir zwischen Angst und Resignation hin und her. Das Thema des
Menuetts drückt den Willen zu reagieren aus und nimmt damit schon die
Quartette Bartóks vorweg, in denen die Angst vom Rhythmus weggefegt
werden soll.Aber dieKlage desTrios ist einEingeständnis dieserHilflosigkeit. Das
Finalebeginntmit einemdreifachenRuf nachverspielten, tänzerischenThemen.
Ein falscherAbschluss - erneut wie bei Bartók - endetmit derAuflösung der Krise
und demWillen zumLeben.
Das
StreichquartettNr. 17 inB-Dur (KV458)
ist einWerk, dasmit Sicherheit durchdie
kurz vorher erfolgteAufnahme vonMozart bei den Freimaurern geprägt ist; eine
neue Kraft ermöglicht denTriumph über dieVerzweiflung und lässt zeitweise die
tief verwurzeltenÄngste des Künstlers verschwinden.
Das erste Thema ist eine echte Fanfare, das zweite Thema ist beschwingt und
rhythmisch und das dritte entpuppt sich in unerwarteter Weise als lyrische,
freudige Melodie, in der dieser Satz in wahrer Exaltation endet. Dem stark
rhythmischen Menuetto folgt ein ebenso unbekümmertes, freudiges Trio.