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52 FRANZ LISZT

Und dann ist da noch Berlioz, den Liszt mit 19 Jahren in Paris bei der Aufführung der

Symphonie fantastique

entdeckt, einemWerk, das vomKonzept der Programmmusik

getragen wird, an das sich Liszt bei seinen symphonischen Gedichten erinnern

wird.

Von Berlioz‘ Genie gepackt übernimmt er 1831 die Kosten für die Herausgabe der

Klavierversion, die er von der

Symphonie fantastique

angefertigt hat. Im beißenden

Gelächter des

Scherzo

der

Sonate

klingt das EchoderHalluzinationender

Sabbatnacht

wieder.

Und unter den Werken, die Liszt inspiriert haben, sind auch das

Opus 106

von Beethoven sowie Schuberts

Wanderer-Fantasie

zu erwähnen. Der sehr

klassische Aufbau in vier miteinander verbundenen Sätzen entwickelt ein

Thema, das noch weit mehr als ein einfaches Thema ist: Die Hauptfigur des

Werks, und zwar der Wanderer, wird hintereinander weg erst stolz, dann

traurig, hernach tanzend und zum Schluss triumphierend dargestellt. Liszt

verleiht seiner

Klaviersonate in h-Moll

eine ebenso zyklische Form.

Die

Sonate

ist beides: ein Gedanke und ein Gefühl, und beide sind sie untrennbar

miteinander verbunden. Sie ist ein Leben auf dem Weg zum Tode oder aber ein

Jenseits… und sie zeugt von starken Einflüssen, die in ihr mitschwingen; sie wirft

uns auf das zurück, was jeder von uns in seinem eigenen Körper und in seiner

eigenen Seele verspüren kann, gefangen im Zweifel wie auch im Sicher-Erkannten,

gebeutelt von Schmerzen und strahlend vor Freude. Sie führt uns auf Wege der

Suche nach uns selbst und reckt sich nach einer universellerenWahrheit.

Diese

Sonate

ist all das zusammengenommen, verschiedene Welten und eine

einzige Welt, und in dem überwältigenden Mittelsatz taucht dann auch noch

Dantes Beatrice auf.