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CAMILLE THOMAS & JULIEN LIBEER

Unsere Platte bietet ein Gesamtbild der französischen Romantik vom Ende des 19.

Jahrhunderts mit all ihren Vieldeutigkeiten. Bei den französischen Musikern findet

sich eine Form der sofortigen Verführung, die in der deutschen Musik weniger

vorrangig erscheint. Damals eiferten sich die deutschen und die französischen

Musiker stark nach, doch Letzteren war es sehr wichtig, eine eigene Identität

zu wahren. Saint-Saëns ist für mich der Großmeister des charmanten Stücks,

einer betörenden, „oberflächlichen“ Schönheit im positiven Sinne des Wortes.

Franck bietet auf einer ganz anderen Ebene eine Mischung der französischen und

deutschenWelten. All dies gab es zur gleichen Zeit und bezeugt den Reichtum des

Fin de Siècle.

Kommen wir auf die beiden Fixpunkte zurück, und zunächst auf Francks

Sonate

: eine Bearbeitung des Originals für die Geige.

C.T.:

Ja, und nahezu ein neuesWerk. Die Art zu spielen, das Gefühl ist völlig anders.

Im Gegensatz zur Geige mit ihren engelsgleichen, himmlischen Klängen verleiht

das Cello einer Komposition eine weitaus fleischlichere Dimension, die deshalb

etwas sehr Menschliches vermittelt. Die Herausforderung ist dabei, das Stück

nicht zu entstellen. Deshalb haben wir es Augustin Dumay vorgespielt, einem

Künstler, den wir beide bewundern, und seine Meinung eingeholt. Es war ein

äußerst bereichernder Austausch, der mir geholfen hat, zur Interpretationmit dem

Cello zu stehen, und das Cello gleichzeitig zu vergessen und zu überschreiten, um

zuweilen die Geige zu imitieren.