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CAMILLE THOMAS & JULIEN LIBEER
Wie ist die Idee zum Programm „Reminiszenzen“ entstanden, und wie
haben Sie sie umgesetzt?
C.T.:
Sie ist etwa 2014 entstanden und baut auf Francks
Sonate
auf. DasWerk stand
übrigens imMittelpunkt unserer Konzerte der Saison 2015-2016.
J. L.:
Diese
Sonate
ist in gewisser Hinsicht eine Kreuzung zwischen der
französischen und der deutschen Musik. Wenn man in Letzterer gleich zu Beginn
die Interpretationsmöglichkeiten bestimmt, ergibt sich daraufhin alles ganz
natürlich. Bei Franck ist alles viel kurzlebiger.Wir haben lange gesucht, und ich bin
immer mehr der Überzeugung, dass man in dieser Art Partitur nicht wirklich etwas
„finden“ kann.
C.T.:
Wenn ich ein Werk vorbereite, stelle ich gern Verbindungen zur Atmosphäre
seiner Zeit her, zur Literatur, zu den anderen Künsten. Francks Sonate verweist
auf Marcel Prousts Welt. Also habe ich versucht, das Programm mit kurzen
zeitgenössischenWerken zu ergänzen, die in den damaligen Salons hätten gespielt
werden können, wo sich Künstler rege austauschten. Die enge Freundschaft
zwischen Ysaÿe und Franck ist bekannt. Ein bewegendes Detail ist, dass Franck
dem Violinisten die
Sonate
zu seiner Hochzeit widmete. Dank der Verbindung zu
Ysaÿe konnte ich zudem seine
Sonate für Violoncello solo
präsentieren, ein selten
gespieltes und aufgenommenes Werk, das meiner Meinung nach ein anderes
Schicksal verdient.
Franck und Ysaÿe sind also die Fixpunkte. Um sie scharen sich einige
„Madeleines“...