

50 ROBERT SCHUMANN
Ist bei Ihnen nach einem Zeitraum, der stark Chopin und Debussy
gewidmet war, nicht dennoch eine Art Rückkehr zu Schumann
festzustellen?
Genau, ich verspüre wirklich das Bedürfnis danach. Mir bot sich die Gelegenheit,
2011 beimFestival Printemps desArts inMonte-Carlo dieses Schumann-Programm
zu spielen. Seit Langem reifte die Idee für eine Platte heran, die ich noch für mich
behielt. Nach dieser langen Chopin-Debussy-Periode sagte ich mir, dass es an
der Zeit war, diese Werke einzuspielen, weil sie einer „inneren Notwendigkeit“
entsprechen, etwas, das ich zu diesem Zeitpunkt meinesWerdegangs ausdrücken
muss.
Wie analysieren Sie die Entwicklung Ihrer Herangehensweise an
Schumanns Musik?
Zu Beginn ging ich sie sehr instinktiv an und, obwohl ich mich ein wenig zu
Schumannbelas,bliebichbeieinerreflexartigenundempfindlichenWahrnehmung.
Nach und nach verspürte ich das Bedürfnis, die Welt des Komponisten besser
kennenzulernen, anhand von musikwissenschaftlichen Werken und seinem
Briefwechsel mit Clara. Durch all das konnte ich weitergehen – ich riskiere es
nicht, von „verstehen“ zu sprechen, weil es sich um einen Künstler mit einer derart
komplexen, widersprüchlichen und paradoxen Persönlichkeit handelt – besser
erfassen, wie Schumanns Psyche, seine Qualen und seine innere Zerrissenheit
seiner Schöpfung Form geben. Je mehr ich mir dessen bewusst werde, desto mehr
wühlt mich diese Musik auf, die mich von Anfang an berührte.