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„Ich mag besonders den ersten Satz der

Sonate in A

. Das Prinzip

der Variationen gibt Mozart die Möglichkeit eines weiten

Ausdrucksfelds. So können sie die verzweifelten Farben der

Empfindsamkeit

annehmen oder die einer Opernarie… oder auch

die eines Liebeslieds, bei demdie rechte Hand eine Sopranistin ist.

Mozart liebte die schnelle Ansprache der neuen Hammerklaviere,

die es ihm erlaubten, all diese Feinheiten des Spiels und der

Komposition auch wirklich umzusetzen.“

In einem Brief an seinen Vater bestätigt Mozart seine Begeisterung für

die Hammerklaviere von Stein, als er bei einem kurzen Aufenthalt in

Augsburg im Oktober 1777 schreibt: „

Ich kann die Tasten runterdrücken, wie

ich will, und der Klang ist immer ausgeglichen. Er klirrt nie, er ist nie stärker oder

schwächer oder nicht vorhanden. Mit einem Wort, es ist alles ausgeglichen…

“.

Diese Entdeckung eröffnet ein Feld voller Möglichkeiten, das Mozart

sowohl auf der technischen Ebene als auch auf der Ausdrucksebene nutzt:

auf der technischen Ebene durch sehr schnelle und gleichbleibende Noten,

und auf der Ausdrucksebene durch verlangsamte Tempi und langatmige

Phrasierungen, die aufgrund der Resonanz möglich sind. Er kann sogar den

Anschlag ganz subtil schwächen: Manchmal heißt es dann ausdrücklich, man solle

die linke Hand über die rechte Hand führen, was auch nochmal durch ein

mano

sinistra

präzisiert wird, das über den imViolinschlüssel stehenden Noten zu finden

ist. Sie wären also eigentlich sonst mit der rechten Hand zu spielen.

MENAHEM PRESSLER 55