

„Ich mag die
Sonate in B
, ihre sehr große Schlichtheit, die doch
nur scheinbar schlicht ist. In Wirklichkeit ist diese Sonate
unendlich reich an Erfindungen, und die musikalischen Ideen
sind bemerkenswert. Es ist eine wahre Freude, sie zu spielen.“
Ein erster Blick in die Partitur der
Sonate in B
gibt einem tatsächlich Anlass dazu,
sie für technisch machbar zu halten: Die beiden Hände werden einfach in Oktaven
geführt oder sie begleiten einander. Die Linien sind klar und der Stil kündigt bereits
vom 27. und letzten
Klavierkonzert
, das ebenfalls
in B-Dur
steht. Wahrscheinlich
von diesem kommend gibt der Verlag Artaria, fünf Jahre nach Mozarts Tod, eine
Version für „Klavier mit Geigenbegleitung“ – wie es damals heißt – heraus. Ein Teil
des Geigenparts, dessen Melodien von der Harmonik oder vom Contre-Chant
herrühren, ist über den ansonsten unverändert gebliebenen Klavierpart gedruckt.
Hatte man befunden, dass er sich nicht selbst genüge? Seine Schlichtheit erinnert
jedoch völlig an Mozarts Bemerkungen, die er am 22. Januar 1778 seinem Vater
schreibt: „
Sie wissen, dass ich kein großer Freund von Schwierigkeiten bin… Es ist sehr viel
einfacher, etwas schnell statt langsam zu spielen
.“
Die Kompositionsweise, welche im
Adagio in Es
die Horizontale und die Vertikale
miteinander verschmelzen lässt, erinnert an die Tiefe des ebenfalls
in Es
stehenden
Larghettos des
Konzerts Nr. 24 in c-Moll
aus dem Jahr 1786. Dort schmückt sich das
Klavier mit den Farben des Orchesters, insbesondere mit den warmen Farben
der Hörner. Seine Klangfülle scheint dann von der Leichtigkeit des Schlussrondos
umgangen zu werden. Launisch, wie der Stil des allerletzten Konzerts, so ruft
es auch den Stil der
Opera buffa
auf den Plan sowie den des Tanzes mit der
„
unerträglichen Leichtigkeit des Seins
“, der nach besonders ausdrucksstarken Sätzen
oft alles nochmal überflügelt. Es fällt einem hierbei schwer, sich vorzustellen, dass
Mozart in großen finanziellen Schwierigkeiten steckte, die ihn zwangen, Wien zu
verlassen, um den Aufträgen ein Stück entgegen zu gehen.
MENAHEM PRESSLER 59