

DIE SECHS STREICHQUINTETTER 65
Und es ist übrigens auch das
Streichquintett KV593
, mit dem er Ende 1790
diese letze Schaffensreihe eröffnet, das letzte
Quintett KV614
schreibt
er im April 1791. Die beiden Werke besitzen nicht diese Ausdehnung, die bei
dem Zwillingspaar KV515/516 zu beobachten ist. Sie sind reduzierter, weniger
ausladend und frisch zupackend, was sie jedoch nicht daran hindert, fesselnd
zu sein, und auch wieder angefüllt von strukturellen wie auch thematischen
Erneuerungen. Bei beidenWerkenhatmandasGefühl,Mozart habe versucht,
mit einem Minimum an Mitteln ein Maximum an Effekten zu erzielen: die
Linien werden klarer, der Kontrapunkt weniger flexibel, die Dissonanzen
verringern sich, bewahren aber ihre Kraft zu überraschen. Interessanterweise
scheint Mozart einige der Techniken wieder aufzunehmen, die er in seinen
Haydnquartetten
verwendet hatte.
Viele Interpreten neigen dazu, diese zwei Quintette zu
verweichlichen, sie bezaubernder klingen zu lassen, wo doch
der Komponist nur allzu gut wusste, dass er am Rande des
Abgrunds steht. Das Talich-Ensemble gehört zu den wenigen
Ensembles, die die ganze Bandbreite der Affekte einzufangen
wissen. Ihre Spiel- und Lesart ist weiterhin essenziel für
jede Annäherung an ein Genre, das Mozart nur sechs Mal
umgesetzt hat, dies aber mit einer Könnerschaft, die ihres
Gleichen sucht.