

DIE SECHS STREICHQUINTETTER 61
Er wollte etwas Neues beginnen. Nehmenwir einmal an, dass er sich
der großen Freude entsann, die er empfunden hatte damals, als er
sein erstes Quintett schrieb und die fünf Instrumente zueinander
fügte.
Dass eine der drei Quintette aus dem Jahre 1787 bekleidet eher eine
Sonderrolle.Welche Referenznummer auch immer es trägt, KV406 oder
516b, so handelt es sich doch nur um eine Transkription. Mozart, der
wohl drei Stücke zusammenbringen wollte, dabei aber unter Zeitdruck
stand, entschied sich für die Adaptation einer älteren Partitur,
bei der er interessante Kompositionsprobleme angehen konnte,
denn es war keineswegs selbstverständlich, die Serenade für Bläser
KV388 für fünf Streicher umzuschreiben. Diese Serenade, die fünf
Jahre zuvor entstanden war und in c-Moll gehalten ist, geschrieben
für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte, hebt
sich von den sonst üblichen Serenaden, die vor allem der Unterhaltung
dienten, durch ihre dunkle Färbung, ihre relative Gedrängtheit (vier
Sätze) und eben ihren Mollcharakter ab. Mozart hat sie dennoch
wieder aufgegriffen, und er hat dabei nach Lösungen gesucht für die
schwierigen Probleme, die sich stellten: so zum Beispiel wenn das
Cello ganz allein die Partien der zwei Hörner und der zwei Fagotte zu
übernehmen hat! Und dennoch: selbst dieses merkwürdige Quintett
ist spannend: sein ernster Charakter, seine hohe Ausdrucksdichte,
sein ungewöhnliches, in Kanon-Form gehaltenes Menuett (mit
einem Trio, bei dem die Kanons in Umkehrform gesetzt sind), sein
Schlusssatz, der flüchtig an Don Giovanni erinnert: all diese Dinge
zusammengenommen tragen dazu bei, dass dieses Werk alles andere
als unbedeutend ist.