

DIE SECHS STREICHQUINTETTER 63
verschaffen, ihn als den schlüssel zu unserer wahren glückseeligkeit kennen zu lernen. - ich lege
mich nie zu bette ohne zu bedenken daß ich vielleicht /:so Jung als ich bin:/ den andern tag nicht
mehr seyn werde …“
Wir wissen nicht, wie Leopold auf diesen sehr bewegenden Brief reagiert
hat. Was wir wissen ist, dass der Vater Mozarts, nach einer kurzen Zeit der
Besserung, am 28. Mai starb.
Man versteht nun besser die gespannte und selten nur ausgeglichene
Atmosphäreder zweiQuintette, vorallemdesZweiten.Unddennochsprudelt
Wolfgang Amadeus, inspiriert von den Möglichkeiten des Komponierens für
fünf Streicher, nur so von Ideen: die stark ausgebaute Rolle des Cellos, das
quasi unabhängig steht, herausgestellt ganz zu Beginn des Quintetts KV515;
das Unterwandern der Sonatenform; der thematisch ungewöhnliche Aufbau
(das erste Thema von KV516 erstreckt sich über 29 Takte); die lange, langsame
Einleitung des Schlussrondos des zweiten Quintetts.
Dieser Erfindungsreichtum wird von den Spielern des
Talich-Ensembles ganz besonders schön herausgearbeitet:
die Klarheit der Klangebenen, die Virtuosität eines
jeden Spielers (die erste Geige, die Bratschen, das Cello!),
die mysteriös-tiefgründige Schönheit ihrer ganzen
Klangfülle entschlüsseln diese beiden Partituren und
bewahren zugleich ihre ganze Lyrik und Dramatik.