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Sein Genie lag darin, die Formen und Praktiken, die andere bereits ausprobiert
und verfeinert hatten, zu transzendieren.
Haydn gestaltete im Zuge der Erschaffung seiner hundertvier Sinfonien mit
viel Fantasie und Eingebung das Genre der Sinfonie. Man kann ihn mit Fug
und Recht als den Vater des Klassizismus bezeichnen. Doch hat Mozart ihn
ohne jeglichen Zweifel mit dem Erschaffen seiner sechs letzten Sinfonien, die
er unter dem Einfluss seines älteren Komponisten-Kollegen geschrieben hat,
weit übertroffen.Manhöre nur das
Adagio
der
Linzer
Sinfonie, die Schlusssätze
der
Prager
und der
Jupiter
Sinfonienoder aber den ersten Satz und vor allemdas
Menuetto
aus der 40. Sinfonie in g-Moll, umall das zu erkennen, wasAmadeus
als nicht zu Imitierendes, als Ewiges und so gesehen als Geniales besaß.
Haydn übernahmmit seinen an die achtzig Quartetten die gleiche Rolle wie
bei den Sinfonien. Mozart, nachdem er mehrere der Quartette gehört hatte,
war von ihnen so tief beeindruckt, dass er sich selbst daran machte, in dieser
Form zu komponieren. Doch die sechs Quartette, die er daraufhin schuf, um
sie hernach jenem Musiker, den er so sehr verehrte, zu widmen, scheinen
einer anderen Welt anzugehören, einer Welt, die auf andere Art dramatisch,
auf andere Art ausgereift ist.
Haydn selbst hatte die ungeheure
Überlegenheit seines jungen Schülers
anerkannt,undso ist esalsokeineBeleidigung
gegenüber Haydn, wenn man auf sie zu
sprechen kommt.