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INTÉGRALE DES QUATUORS À CORDES 59

italienisch, versteht die Bedeutung bestimmter Parameter noch nicht ganz;

ein Beispiel sind die merkwürdigen, ironisch daher kommenden Menuetti

Haydns als Vorläufer des Scherzo. Doch im Lauf der Zeit und mit dem erfor-

derlichen Schweiß zeichnet sich die Technik mit mehr Flexibilität und Patina

deutlich ab: Was sie an Unschuld verliert, gewinnt sie an Virtuosität. Erst

ab Streichquartett KV 171 (1773) gelingt es Mozart, sich ein wenig von sei-

nem Vorbild zu lösen. Wahrscheinlich ist der Komponist enttäuscht, so viele

Anstrengungen für ein Ergebnis auf sich genommen zu haben, das ihn nicht

überzeugt, und daher legt er das Projekt neuerWerke dieser Art beiseite.

Von nun an sollten zwischen den

einzelnen Streichquartettzyklen lange

Unterbrechungen liegen. Dies erklärt,

warum die Entwicklungen so markant

erscheinen.

Ein Jahrzehnt vergeht. Im Jahre 1785 ist der neue Zyklus von sechs

Streichquartetten (KV 387, KV 421, KV 428, KV 458, KV 464 und KV 465) fertig

gestellt. Mozart widmet sie dem Meister von Esterháza und gesteht in dem

Begleitschreiben, dass sie ihm nicht wenig Mühe gemacht haben: „Ich bitte

Sie, die Fehler mit Nachsicht zu betrachten, die dem voreingenommenen

Auge eines Vaters womöglich entgangen sind“ (Mozart spricht von den

Quartetten wie von eigenen Kindern). Die intellektuelle Auseinandersetzung

ist nun wichtiger als die Zerstreuungen des Jugendlichen. Das letzte