

GARY HOFFMAN 57
Ließ der sonnige Klang der prächtigen Stradivari, die sein Freund spielte, im neuen
Werk verstärkt das mittlere und hohe Register des Cellos anklingen? Letzteres,
auf das die
Sonate e-Moll
nur selten zurückgreift, erstrahlt hier als führende Kraft
im Laufe der vier Sätze, die Alpenlandschaften zu durchkreuzen scheinen. Denn
obwohl der Ton der
Sonate e-Moll
sinfonisch ist, erinnert jener der
Sonate F-Dur
an die agogische Freiheit, die Fantasie, die Einfälle einer Serenade. Ihr sonniger
Charakter macht ihre Trennung von den beiden anderen Werken, an denen
Brahms zur gleichen Zeit arbeitete, die
Sonate für Klavier und Violine A-Dur
und das
Klaviertrio c-Moll
, unmöglich. Die drei Werke sind in Farben und Äußerungen so
perfekt gepaart, dass ich beim Hören des einen die beiden anderen höre. Später
überarbeitete Brahms das Adagio affetuoso im „Pizzicato-Satz“, in dem eine
Gewitterwolke in der Nachmittagshitze aufzuziehen scheint, doch vor allem das
Allegro passionato, das er erleichterte und aufhellte und somit die Spannung
beschwichtigte.
DerWegwargeebnetfürdasHerauskristallisierender letzten
Klavierstücke – poetische Konzentrate, in denen das Gefühl
der Natur, schon so präsent in den Werken des Thunersees,
noch über sich hinauswuchs und Brahms‘ klangliches Ideal
vollendete, zu dem das Cello einen entscheidenden Beitrag
leistete.