

Streichquartett Nr. 3 op. 90 G-Dur
Während sich das zweite Streichquartett, besonders imvierten Satz einem
Quatuor
brillant
bereits annähert, gehört das dritte Streichquartett nun ganz zu dieser
Form. Es ähnelt einemViolinkonzert mit Begleitung eines Streichtrios.
Die tradierten Formschemata des ersten Satzes Moderato dienen als Hülse zur
Entfaltung des virtuosen Passagenwerkes der ersten Geige.
Das Scherzo istmit zahlreichenOktavgängen ähnlich gestaltet, trotz des schnellen
Tempos bleibt aber der Tanzcharakter des Dreivierteltaktes erhalten. Das Trio
bringt eine vorübergehende Beruhigung: zu einer sanglich - süßen Melodie der
ersten Geige bewegt sich die harmonische Ausgestaltung der Unterstimmen ganz
im konventionellen Bereich.
Im
Adagio
, dem kürzesten Satz des Quartetts, wird die Virtuosität weitgehend
zurückgenommen. In der abwärtsgerichteten großen Terz des Themas, das
kanonartig einsetzt, manifestiert sich gleich zu Beginn die den Satz prägende
Ambivalenz zwischen Dur und Moll. Das Cello zitiert im weiteren Verlauf als
einziges Instrument der Unterstimmen thematisches Material.
Der
letzte
Satz
verbindet
gleich
mehrere
Elemente
Kalliwoda’scher
Eigentümlichkeiten: volkstümlich anmutende Motive, Sext- und Terzsprünge und
der oft verwendete punktierte Rhythmus werden mit einem noch gesteigerten
Anspruch an die Virtuosität des Primarius verbunden. Zwei Fugato - Abschnitte
stehen eigenartig zusammenhanglos zwischen Kaskaden an technischen
Schwierigkeiten der ersten Geige: eine Raffinesse besonderer Art sind die „sons
harmoniques“, die im Passagenwerk auftauchen.
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TALICH QUARTETT