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TALICH QUARTETT 23

Haydn eignet sich, wie er selbst sagt, diese Form beinahe zufällig an. Wie dem

auch immer sei, es kommt ihm zumindest zu, im Jahrzehnt zwischen 1750

und 1760 die Grundlagen für eine neue Musiksprache gelegt zu haben, einer

Sprache, die gegen Ende des Jahrhunderts dann zu einer der raffiniertesten

und besonders anregenden musikalischen Ausdrucksweisen wird.

Das Streichquartett erstand sozusagen neu aus der ‚Abgedroschenheit‘ einer

Form, und es setzt hernach die Synthese von Volksmusik und kunstvoller

Klangsuche um. Es wird zum Vorreiter der frühromantischen Generationen,

zum Klangideal der Aufklärung.

In den 1780er Jahren galt Haydn – mehr noch als Mozart – als der größte und

berühmteste Komponist Europas. Von den deutschen, englischen wie auch

französischen Höfen erhielt er zahlreiche Aufträge für Werke verschiedenster

Gattungen. Die Aufträge reichten von Kammermusik und Oratorien bis hin zu

Sinfonien.

1786 wurde ihm einer der erstaunlichsten Aufträge seiner gesamte Karriere erteilt:

Eine Komposition für Instrumentalbesetzung zu den

Sieben letzten Worten unseres

Erlösers am Kreuze

. Er konnte noch nicht ahnen, dass diese Komposition erst zu

einem Streichquartett, dann zu einem Soloklavierstück und schließlich zu einem

Oratorium in zwei Teilen werden würde, für Sopran-, Tenor-, Alt- und Basssolisten

sowie vierstimmigen Chor und Orchester. Diese Wandlung war für die damalige

Zeit etwas Einzigartiges, und sie lässt sich nicht allein durch das Renommee der

Originalversion erklären.