

30 DEBUSSY_PRELUDES
Musik „zuhause“ zu sein. Und alsmeine Lehrerinmir dann ungefähr sechsMonate darauf
die Partitur von
Feux d’artifice
in die Hand drückte, war ich überglücklich. MeinVerhältnis
zur Musik Debussys war von Anfang ganz natürlich.
Wenn ich jetzt, mit dem zeitlichen Abstand, darüber nachdenke, dann sage ich mir,
dass das damals ja Anfang der siebziger Jahre war, und dass Werke wie die
Feux d’artifice
damals gerade mal sechzig Jahre alt waren. Ich frage mich, ob ein Junge von heute
mit einer Musik vom Beginn der fünfziger Jahre ähnliche Glücksmomente und Trance-
Zustände erleben würde. Vielleicht... ich weiß nicht; ich frage mich das...
Wie haben Sie dann Debussy in Ihr Repertoire integriert?
P. B.
:Angefangen habe ichmit den
Estampes
, dann kamen einige Images und auch einige
der
Etudes
, aber die Dinge waren nach wie vor recht verstreut. Als ich neunzehn war, hat
mir Philippe Entremont die Gelegenheit gegeben, mitzuwirken bei einem Projekt, das
alle Werke für Klavier von Debussy einschließen würde, und gespielt werden würde es
von ihm, Michel Béroff und einem jungen noch ganz unbekannten Pianisten, und das
war ich. Auch wenn meine zwei Kollegen den Großteil dieser Aufgabe übernommen
haben, so habe ich doch auch immerhin ein ganzes Debussy-Solokonzert vorbereitet,
und das war für mein Verhältnis zu dieser Musik eine ganz wichtige Etappe.
Sie hatten das große Glück, mit Gaby Casadesus zu arbeiten; was haben
Sie in Sachen Debussy von ihr mitgenommen?
P. B.
: Gaby Casadesus hat mich sicherlich mehr bei Ravel geprägt, einem Komponisten,
den sie ausgiebig zusammen mit ihrem Mann Robert kennengelernt hatte und zu dem
sie mir daher eine unmittelbare Erfahrung hat vermitteln können. Aber wir haben auch
sehr viel gemeinsam an dem Programm des ersten Debussy-Solokonzerts, das ich eben
erwähnt habe, gearbeitet, und sie hat mir sowohl bei der Technik als auch bei der Arbeit
mit den Farben und Feinheiten der Musik sehr viel geholfen.