

PHILIPPE BIANCONI 29
Wie kam es zu Ihrer ersten Begegnung mit der Musik von Debussy?
Philippe Bianconi
: Die wirkliche Begegnung mit seiner Musik hatte ich, als ich elf oder
zwölf Jahre alt war und am Konservatorium von Nizza in die Klasse von Frau Delbert-
Février ging (einer ehemaligen Schülerin von Marguerite Long und Robert Casadesus).
Sie hatte Schüler, die ein wenig älter und fortgeschrittener waren als ich, und die ich
Stücke spielen hörte wie
Jardins sous la pluie, Poissons d’or, Reflets dans l’eau, Feux d’artifice
und andere. Ich nenne das meine „wirkliche“ Begegnung, denn vorher schon, in den
Konservatoriums-Klassen für Jüngere, hatte ich die Gelegenheit bekommen, die
Mazurka
zu spielen, oder ich hatte auch schon mal einen Freund
Le petit nègre
spielen hören,
Stücke, die bei mir keinen echten Eindruck hinterließen. Doch da plötzlich ist dann
bei dem jungen Pianisten, der ich war und der vorrangig vom klassischen Repertoire
angefüllt war, was eingeschlagen wie ein Blitz. Ich hatte mir nicht vorstellen können,
dass man auf dem Klavier Klänge wie die, die ich da jetzt entdeckte, produzieren kann.
Das war wirklich ganz magisch; und ich war hin und weg. Mein Lehrerin wollte, dass ich
dabei bin, wenn sie mit den älteren Schülern arbeitete: die Stücke zu hören, die ich eben
erwähnt habe, hat mich in Trance versetzt, besonders
Feux d’artifice
. Ich war eifersüchtig
auf die, die es schafften, dieses Stück zu spielen, und ich brannte vor Ungeduld, es selber
fertig zu bringen. Es ging dann letztlich auch ziemlich schnell, denn ein Jahr, anderthalb
Jahre später schon hat mein Lehrerin mir dann gestattet, es anzugehen. Aber vorher
hatte ich schon an
Ce qu’a vu le vent d’ouest
gearbeitet, und das war, wenn man so will,
mein erster „großer“ Debussy.
Zunächst haben Sie also Ihren Freunden zugehört…Welche Erinnerungen
haben Sie an Ihren eigenen ersten „körperlichen“ Kontakt mit der Musik
Debussys?
P. B.
: Damals war
Ce qu’a vu le vent d’ouest
für mich ein schwieriges Stück, aber als ich erst
mal den technischen Aspekt überwunden hatte, hatte ich wirklich das Gefühl, in dieser