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VANESSAWAGNER
Apropos, wie haben Sie die Instrumente den Stücken zugeordnet?
Mozarts
Fantasie d-Moll
, die ich seit meiner Kindheit kenne, schien ganz
selbstverständlich ihren Platz auf dem Hammerklavier zu haben. Ebenso wie
Clementis große Sonate habe ich Mozarts
Sonate KV 570
, ein reifes Werk, auf dem
modernen Klavier aufgezeichnet. Das Stück steckt voller Anmut und Humor, ist
äußerst dicht und zuweilen ergreifend. Es offenbart alle Facetten Mozarts, die
ich liebe: die Intensität und die Schlichtheit, die sich im wunderbaren zweiten
Satz finden. Clementis
Sonate op. 23 Nr. 2
, ein frühes Stück, habe ich auf dem
Hammerklavier gespielt.
Was spürt ein Interpret, wenn er von einem Instrument zum anderen
übergeht?
Die klanglichen Anhaltspunkte verändern sich: Einige Noten im mittleren
Bassregister des modernen Klaviers erscheinen sehr tief auf dem Hammerklavier.
Und dies verschiebt unsere Wahrnehmung der Farbe und des Sinns. Die von
den beiden Instrumenten vorgegebenen Tempounterschiede sind ebenfalls
frappierend. Die Nuancen sind viel schwieriger auf dem Hammerklavier zu
erreichen. Sie könnten sogar schwächer erscheinen. Das zwingt uns, etwas
anderes zu suchen. Doch die größten Lektionen, die ich aus diesemWechsel ziehe,
betreffen den Anschlag: Dank meiner Erfahrung mit historischen Instrumenten
strebe ich auf demmodernen Klavier nach mehr Subtilität, Klarheit und Schärfe in
der Phrasierung.