

TALICH QUARTETT 23
Erwin Schulhoff erzielte, über alle Diskrepanzen hinweg, eine Synthese
zeitgenössischer Einflüsse. Man spielte seine Stücke in Salzburg, Prag, Wien und
Genf, unter den Komponisten seiner Zeit wurde er zu einer prominenten Figur,
aufgrund seine Stils, der sich sowohl von der Moderne als auch von der Tradition
her speist und voller Kühnheit und Einfallsreichtum steckt. Sein
Quartett Nr. 1
legt
darüber beredtes Zeugnis ab.
Eswurde 1924 inPrag komponiert und imSeptember 1925 auf demFestival vonWien
uraufgeführt. Dieses kurze Quartett ist in der klassischen Sonatenform gehalten,
doch steht an seinemEnde der langsame Satz, so dass dadurch ein kontrastreiches
Decrescendo entsteht. Slawische Melodien und Rhythmen der Zeit gibt es darin in
Hülle und Fülle. Sie dominieren die ersten drei Sätze, besonders das
Allegro giocoso
alla slovacca
, dessen rhythmische und getanzte Leidenschaft einem burlesken
Lächeln ähnelt.
Um wie viel dunkler ist da der letzte Satz, das
Andante molto sostenuto
, das sich in
einer sorgenvoll-meditativen, fremdheitsumwitterten Melodie dahinzieht.
Hier genau, in dieser Fähigkeit, sowohl die Lebensenergie freizusetzen als auch, in
gleichemMaße, die Abgründe der Melancholie zu ergründen, steckt, wie zwischen
den Zeilen, die Gestalt des „Meisters“, die Gestalt Janáčeks, demHitzigen.