

Beim ersten Hören springt einem die Unähnlichkeit der beiden Komponisten
ins Ohr. Aber wenn man sein Hören reifen lässt, kommen ihre Ähnlichkeit und
der Zusammenhang zwischen beiden immer klarer zum Vorschein: Denn ja,
zwischen dem deutschsprachigen Tschechen
Erwin Schulhoff
(1894-1942)
und dem ganz und gar tschechischen Tschechen Leoš Janáček (1854-1928)
sind die Verknüpfungen stark, und sie sind grundlegend. Ihre Musik nämlich
teilt den gleichen leidenschaftlichen Wechsel zwischen Lebensdrang und
meditativen Momenten, und es ist kein Zufall, dass Schulhoff seinem Duo für
Geige und Cello den Namen des Älteren voranstellt, mit folgender Widmung:
„Dem Meister Leoš Janáček, zum Zeichen tiefsten Respekts“.
Doch finden sich in Erwin Schulhoffs Musik neben Janáček noch vielerlei
andere, verschiedenartige Einflüsse. Schulhoff wurde zur Zeit der
österreichisch-ungarischen Monarchie in Prag geboren und stammt aus einer
deutschjüdischen Familie. Er war ein Wunderkind, von Dvořák entdeckt, und
ging nach dem Studium in seiner Heimatstadt in Böhmen zum Weiterstudieren
nach Wien, Leipzig, Paris und Köln. In Paris machte er die für ihn so wichtige
Bekanntschaft mit Debussy. Wie für andere Zeitgenossen so war auch für
Schulhoff der erste Weltkrieg, der ihn zum Uniformtragen zwang und dazu,
seine Karriere zeitweise auszusetzen, indirekter Ausschlaggeber für einen
neuen, inneren Drang: Eine wahre Lebenswut packte ihn, das Streben, Neues
und Altes, die tschechische und die deutsche Kultur miteinander in Einklang
zu bringen.