

TALICH QUARTETT 23
Kann man diese Partituren als amerikanisch bezeichnen? Sicherlich nicht. Man
müsste schon das Ohr eines ausgewiesenenOrnithologen haben, umzumBeispiel
im
Molto vivace
das Piepsen der Tangare – des kleinen Vogels aus der Familie der
Grasmücken – auszumachen. DenAnklang indianischer Trommeln imSchlusssatz,
dem
Vivace ma non troppo
, herauszuhören, ist da schon einfacher. SeineAssoziation
mit dem Geist der böhmischen Tänze ist umso offensichtlicher, wenn man
bedenkt, wie gut Dvo ák die pentatonische Tonleiter einzusetzen verstand. Diese
findet Anwendung bei einer Tonleiter mit fünf Tönen ohne dazwischenliegende
Halbtonschritte (F-G-A-C-D). Sie wird oft von Komponisten zum Einsatz gebracht,
die in ihrem Schreiben die volkstümlichen Einflüsse Mitteleuropas zur Geltung
bringen wollen, aber auch von denen, die aus den außereuropäischen Musiken
schöpfen.
Dvo ák ist selbst amwenigsten von seinemAmerikanismus überzeugt! Und zurück
in Europa ist er oft verärgert über die verkappte Anschuldigung, wonach er sich
doch dieser außereuropäischen Hilfen bedient habe. Die Sinfonie
Aus der neuenWelt
erschöpft sich zum Glück ja nicht nur in der Beschreibung des geschäftigen New
Yorker Treibens, selbst wenn dieses ihn schwer beeindruckt hat!