

24 BRAHMS
Der erste Satz,
Allegro ma non troppo
, ist in Sonatenform gehalten. Er lässt einen
Wiener Walzer anklingen. Es werden alternierend drei Themen entwickelt; zwei
davon sind vom Geist des Liedes geprägt, das dritte kommt vom Tanz her. Die
Kombination dieser Ideen erinnert an Schuberts Art zu komponieren: Klar und
wehmütig zugleich und bisweilen auch humorvoll. DerWiener Zug darin wird zum
Schluss nochmal besonders deutlich, wenn derWalzer in ein verlangsamtes Tempo
(ver)fällt.
Das
Andante ma moderato
setzt sich aus einer Reihe von Variationen zusammen.
Brahms hatte eine Leidenschaft für diese Form, die er bereits perfekt beherrschte,
und die sein Repertoire durchzieht, sowohl für Klavier als auch für Orchester.
Das Spiel von Modulation und Dynamik wirkt wie ein Kammerorchester, das von
jugendlicher Energie beseelt ist. Zu keinem Zeitpunkt hat der Hörer den Eindruck
einen Klangteppich zu hören, der einem Streichquartett nahe kommt. In der
ersten Variation ist beispielsweise der Rhythmus unterteilt, und er schwillt so
sehr an, dass man meint, es gäbe irgendwo Blasinstrumente zur Unterstützung.
Wahrscheinlich schwebten Brahms Rhythmen vor, wie sie Beethoven praktizierte,
Rhythmen, die ihre Energie aus vielfältigen volkstümlichen Elementen zogen. In
der vierten Variation lässt sich die Komposition von einer düstereren Atmosphäre
inspirieren. Sie bildet damit den Auftakt zu den zwei Schlussvariationen, die den
Satz mit Pizzicati beschließen.
Das energiegeladene und zugleich sehr prägnante
Scherzo (allegro molto)
bezieht
seine Spannung aus Tanzschritten, was unweigerlich an die Entschlossenheit der
Fünften Sinfonie
von Beethoven erinnert. Die Hommage ist wohl nicht ganz frei von
einem gewissen Humor.