

TALICH QUARTETT 23
Das
Streichsextett Nr. 1 in B-Dur op. 18
bildet hier keine Ausnahme. Es zeugt von
jenem Ausdruck des Zweifelns, und äußerst vorsichtig vertraut Brahms daher die
Aufführung vom 20. Oktober 1860 in Hannover den Musikern an, die um Joseph
Joachim versammelt sind.
Es war auf Anhieb ein großer Erfolg. Die Frische und auch das Gefühl von Glück,
die aus den Quellen der deutschen Klassik schöpften, begeisterten das Publikum.
Unter der Feder des Komponistenhat das
Sextett
jedochnichts von einemAbklatsch
klassischer Unterhaltung. Das hier Geschriebene ist durch und durch romantisch,
und doch verzichtet es in seiner Textur keineswegs auf Passagen langer Entfaltung,
auf Phrasen unregelmäßiger Rhythmen und Stimmungslagen. Das Stück
erhielt den Beinamen
Frühlingssextett
– eine unmissverständliche Hommage an
Beethoven.
Die Eleganz, die Subtilität unddieTatsache, dass dasGanze sehr natürlichanmutet,
verbergen hier die Anstrengungen des Komponierens so sehr, dass der junge
Brahms das nochmalige LesendesManuskripts Joachimanvertraute. Dieser schlug
einige wesentliche, doch auch notwendige Änderungen vor, die die Interpretation
noch freier werden ließen. Und Brahms ist seinen klugen Ratschlägen gefolgt.