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PASCAL AMOYEL
Es gibt zwei Arten von Pianisten: jene, die Chopin spielen, und jene, die
ihn nicht spielen. Wann wussten Sie, dass Sie zu ersteren gehören?
Sehr früh, als Kind. Als ich sechs oder sieben war, versuchte ich, nur nach Gehör
Stücke nachzuspielen, und Chopinwar ganz vorne dabei. Ichwusste damals nicht,
dass einige Pianisten seine Werke spielten und andere sie mieden. Als ich im Alter
von zehn Jahren meinen richtigen Klavierunterricht begann, wandte ich mich
selbstverständlich Chopin aber auch Liszt zu. DieWerke erschienen mir erreichbar
und gleichzeitig wie eine Herausforderung: Wenn ich nur eines Tages diese Musik
spielen könnte! Die
Polonaises
von Chopin mit ihrem derart entschiedenen Ton,
ihrer erzählerischen Dimension und vor allem ihrem Schwung, der so natürlich
mit jenem einhergeht, den man beim Entdecken und später beimBeherrschen des
Klavierspiels empfindet, wurden sehr früh zum Ziel für mich.