

Pelléas et Mélisande
ist zweifelsohne Gabriel Faurés schönstes Orchesterwerk. Hier
handelt es sich umdie Fassung für Sinfonieorchester in vier Sätzen, die der Musiker
auf Grundlage der Bühnenmusik schuf, welche für die Londoner Aufführung von
Maeterlincks Stück mit der Schauspielerin Mrs. Patrick Campbell geschrieben
worden war. Da Fauré nur wenige Wochen Zeit für diesen Auftrag hatte, betraute
er seinen Schüler Charles Koechlinmit der Orchestrierung für eine Kammergruppe.
Die Uraufführung am 21. Juni 1898 im Prince of Wales Theatre mit Mrs. Patrick
Campbell und Lord Wharton in den Hauptrollen war so erfolgreich, dass die
Schauspielerin das Stück in verschiedene Bühnenproduktionen auf Englisch und
Französisch aufnahm, sogar mit Sarah Bernhardt als Pelléas (1904-1905)! Fauré
verwendete die Hauptsätze der Originalversion und orchestrierte sie für die
gewöhnliche Sinfonieformation um:
Prélude, Fileuse, Sicilienne, Molto adagio (Mort de
Mélisande).
Die Partitur erschien 1901 mit einerWidmung an Prinzessin Edmond de
Polignac, Mäzenin und Freundin des Musikers.
Zuweilen erstaunte
Fileuse
(Die Spinnerin) in Faurés
Pelléas
, doch darf man nicht die
erste Szene des dritten Aufzugs vergessen (die Debussy wegließ), in der Mélisande
spinnt, während sie mit Pelléas und Yniold spricht.
Fileuse
hat im Übrigen eine
Verbindung zu den anderen Teilen der Suite: das Stück ist in G-Dur, Tonart des
Prélude
, während
Sicilienne
in g-Moll und das finale
Molto adagio
(Mort deMélisande)
in d-Moll ist. Auch mit anderen Stücken der Suite hat
Fileuse
zarte Verknüpfungen:
Das erste Thema bietet eine Variante der ersten Takte des
Prélude
(Mélisandes
Thema), während das zweite Thema das
Molto Adagio
vom Schluss und jenes von
Mélisande’s song
in d-Moll vorwegnimmt, wobei letzteres Bühnenstück mit Gesang
nicht in der Suite zu finden ist. Es erschien 1937 posthummit Klavier.
60 FAURÉ