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DANA CIOCARLIE

Schumann und die Sehnsucht

Es gibt deutsche Wörter, die sich in keine andere Sprache übersetzen

lassen. Einige dieser Wörter beschreiben Schumanns Musik und machen

diese für Nichtdeutsche noch rätselhafter. So zum Beispiel „Sehnsucht“, oft

vereinfacht als „Nostalgie“ oder „Gemütszustand“ umschrieben. Für mich

bedeutet Sehnsucht das Streben nach einer anderen, unzugänglichenWelt.

Dieser Elan, der uns dazu treibt, über uns selbst hinauszuwachsen, dieser

von vornherein zum Scheitern verurteilte Versuch. Wenn in der Sehnsucht

Bedauern steckt, dann jenes, nicht zu dem Menschen werden zu können,

der man sein möchte. Es ist das Verlangen nach einemAlter Ego.

Diese Spannung zwischen zwei Seiten des Selbst spaltete Schumann

letztendlich vollends. Dieser Schmerz des Seins wird vom sanften Träumer

Eusebius und vom stürmischen Florestan verkörpert, zwei Figuren, die

Schumanns Musik und Humor heimsuchen, wobei auch „Humor“ zum

unübersetzbaren deutschenWortschatz gehört...