LDV121

57 FLORIAN NOACK Zu Beginn dieses Wegs stand Guy Sacre mit seinen Worten. Sein Werk La musique de piano war eine unerschöpfliche Quelle der Entdeckungen für den jungen Künstler, der daraus im Laufe der Stücke berühmte und weniger bekannte Namen schöpfte. Er entzifferte, begeisterte sich für die Schönheit des Stücks eines wenig gespielten Komponisten, hörte und spielte daraufhin Mozart, Beethoven, Schubert und fand sich gefesselt von der Kraft ihrer Meisterwerke. Die Literatur, wie die Musik eine Kunst der Zeit, begleitet, inspiriert und formt ihn. Genau wie der Unterricht seiner Lehrer: der intuitive und mystische Vassily Lobanov, der ihm neben der empfohlenen Literatur nahelegte: „entwickle deine Seele“, während Florian Noack bei Claudio Martínez Mehner die Feinheiten des Spiels und die Arbeit am Detail erlangte. Die Begegnung mit Ferenc Rados verwandelte seine Beziehung zur Musik. Er stellt sich nicht mehr mit einer Art stilistischen Uniformität zufrieden, sondern möchte verstehen, was die Noten bezwecken wollen, wie sie agieren und interagieren, wie sie zu äußern sind. So wird jedes Werk einzigartig, offenbart eine eigene Welt, deren Individualität er probieren und auskosten möchte. Er weiß, dass jede, sei sie von Ljapunow, Clementi oder Mozart, einen Schock auslösen kann, solange man ihr gerecht wird. Mozart. Zum Klang seiner Musik kam Florian Noack 1990 in Brüssel zur Welt, und in der Chapelle Reine Élisabeth begann die Kariere des Pianisten. Mit internationalen Preisen in der Tasche und zu Gast auf allen Kontinenten kehrte er in seine Heimat Belgien zurück und lehrt dort am Conservatoire Royal de Liège. Für ihn ist es eine Mission, genau wie das Einspielen seltener und zuweilen unveröffentlichter Werke bei La Dolce Volta. So erlaubt er ihnen eine Existenz. So wird er bei jeder Platte belohnt: Er hat der Welt ein Objekt geschenkt.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTAwOTQx