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56 TRANSKRIPTIONEN & PARAPHRASEN „To live in the whole world of music.” Diese Devise von Henry Cowell verinnerlichte Florian Noack unbewusst schon sehr jung mit natürlichem Schwung, der ihn außerhalb der ausgetretenen Pfade gehen lässt. Abenteurer, Forscher, Spürnase – er muss alles sein, um sich Musik zu eigen zu machen. Seine Art der Hingabe zur Musik ist einzigartig: So überschreitet er die Grenzen des großen Klavierrepertoires und beschränkt sich nicht darauf, allein von der Begeisterung und der Entzückung getrieben. Seine Welt scheint immer im Wachstum, auch wenn sie voll und ganz in seinem Klavier steckt, das weder ganz ein anderes noch ganz es selbst ist und sich mit unerhörten Kleidern schmückt. Jede Musik, in die er sich verliebt, will er unter seinen Fingern spüren, deren Emotion Dutzende, Hunderte Male ausdehnen. Sein Klavier lässt sich wohlwollend darauf ein, ganz gleich ob er das Originalrepertoire spielt oder ihm die Transkription eines üppigen Orchesterwerks, einen Jazzband-Boogie oder ein Lied des 16. Jahrhunderts unterbreitet. Es brauchte eine gewisse Anmaßung, um im Alter von 16 Jahren Tschaikowskis Romeo und Julia umzuarbeiten! Seither ist der unerschrockene Musiker auf den Geschmack gekommen und hat sich unter anderem Bach und Rimski-Korsakow zu eigen gemacht, und dies mit einem stets frischem Blick auf die Musik. Florian Noack geht seinen Weg wie er einen musikalischen Turm von Babel bauen würde. Sein Album d’un voyageur und seine Platte Transcriptions vereinen eine Vielzahl an Sprachen in guter Nachbarschaft: „Werke nebeneinander zu stellen, so weit sie auch voneinander entfernt seien, kommt dem Versuch gleich, sie harmonisch zusammenleben zu lassen, bis sie verschmelzen – als würde sich eins dank des anderen offenbaren und jedes sagen, was das andere nicht ist.“

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