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32 TRANSKRIPTIONEN & PARAPHRASEN An seinem Schreibtisch versucht Florian, sein Klavier anders klingen zu lassen, es unaufhörlich wieder aufleben zu lassen, es in eine Big Band zu verwandeln, indem es Schlagzeuge und sich sinnlich aneinander reibende Akkorde nachahmt, es mit Gewürzen aus den Welten in seinem Kopf zu einem großen Sinfonieorchester zu machen. Transkription ist Illusion. Sie erinnert einen an einen musikalischen Moment, aber ist ein anderer. Sie ist eine Übersetzung, die den ursprünglichen Ausdrucksfluss in sich trägt, aber nunmehr mit den Millionen kulturellen Reizen ihres neuen Nährbodens gespickt ist: Florian Noacks Klavier. Florian ahmt weder das eine noch das andere Instrument nach. Er schreibt nicht von der Musik eines anderen ab. Er will sein Klavier anders hören. In dieser wilden Begeisterung fürs Schreiben macht es sich Florian in dieser Grauzone zwischen Komponisten und Interpreten bequem und findet das Gleichgewicht in der Dualität zwischen Schöpfergeist und Musikübertragendem. Florian Noack arbeitet wieder und wieder um, sieht, wie die Zeit vergeht, sich das Lebensende unerbittlich nähert, auch das eines jungen Mannes, und ihn packt die Lebenslust. Er verschlingt Wunder, Begegnungen, Werte, die ihn streifen, und hält sie auf Papier fest, bevor er sie spielt, da sie nie wiederkehren könnten.

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