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33 FLORIAN NOACK Auf seinem Zeitstrahl schafft Florian Illusionen. Pianist zu sein reicht nicht. Er lebt sein Vergnügen, auf der Welt zu sein, spielt Fußball, vollführt Zaubertricks, wenn man ihn bittet, spielt, bearbeitet und versucht mit alledem Spuren zu verwischen, dem Gefängnis der Identität zu entkommen, sich einen unvorhersehbaren Weg zu bahnen. Was aus der Spur läuft, ist unberechenbar. Florian spielt mit Illusionen, amüsiert sich und versucht sich am Unvorhersehbaren. So nahm er diese Platte auf, auf der er alles vereinen wollte: Bach, der Bach nicht mehr ähnelt, Sinfonieorchester mit den tausend Farben Rimski-Korsakows, Renaissancemusik, die Musik eines heldenhaften Kindes im Dschungel und mehr oder weniger hochtrabende Walzer. Florian will alles sofort wie Antigone, doch endet er zum Glück nicht wie Sophokles‘ Heldin. Nein, angesichts der Komplexität der Welt und der Schlichtheit der vergehenden Zeit schafft er eine Platte, auf der alles erlaubt ist, auf der alles auf einem einzigen Klavier heraufbeschworen wird, auf der alles Wert hat. Eine Platte wie ein Puzzle, das der Zuhörer zusammensetzen kann, mit der Illusion, dass sich Zeit festhalten lässt, und dem Vergnügen, darin ein Bild zu erkennen – jenes eines Pianisten, der seinen Weg durch die Welt voller Freude findet.

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