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31 FLORIAN NOACK Er löst sie nicht. Er verhandelt. Und zwar wie Faust mit Mephisto – vergebens. Man verhandelt nicht mit der vergehenden Zeit. Dies ist zugleich das Wunder und das Drama des Musikers: Er spielt, wir hören ihm zu, und wenn er fertig ist, ist seine Musik bis auf ein paar denkwürdige Momente in den Köpfen und zuweilen in den Herzen verschwunden. Ein musikalischer Moment hat die Zerbrechlichkeit des Flüchtigen, verwandelt den Musiker in einen Seiltänzer, der auf dem Draht seines vergänglichen Erzeugnisses gleitet. Der Maler hat seine Leinwand, der Autor sein Blatt. Der Musiker lässt sich auf der tickenden Zeit nieder. Und so macht man Platten. Florian Noack spielt Platten ein, wieder und wieder, verewigt seine Musik, hinterlässt Kieselsteine wie ein kleiner Däumling, der nicht wirklich Angst hat, sich zu verirren, aber hofft, dass andere ihn finden. Wenn Florian seinen Terminkalender öffnet und sieht, dass er drei Wochen frei hat, stürzt er sich nicht aufs Klavier, sondern mit dem Bleistift in der Hand auf seinen Schreibtisch, um eine neue Transkription zu schaffen. Und es brauchte eine Menge dieser „drei Wochen“, bis sich dieses Album herausbildete, welches sich nicht um die Idee einer Monografie schert. Vielmehr ist es ein Album mit Transkriptionen in Hülle und Fülle.

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