LDV94

36 BRAHMS ∙ KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER IN D-MOLL OP. 15 Darauf folgt das erhabene Adagio, zweifellos eines der schönsten Stücke Brahms’. Benedictus qui venit in nomine Domini (Gelobt sei der, der im Namen des Herren kommt), merkte der Komponist mysteriös auf der Partitur an und zitierte damit aus dem Ordinarium. Vielleicht dachte er an sich selbst, als er dem Ehepaar Schumann einige Jahre zuvor wie ein Engel erschienen war… Die gedämpften Streicher lassen einen Choral erklingen, der von Bach stammen könnte und vom Himmel herabzurieseln oder wie der Rhein zu fließen scheint, jener „mystische“ Fluss, der Schumanns Seele trägt… Nach der Raserei des Maestoso brechen Frieden und Stille in der bewegenden Wehklage hervor, die wie ein großer Chor anschwillt. Man meint, einige Sätze des Deutschen Requiems zu hören, zwischen Tränen und Licht, Trauer und Trost, wobei die Emotion auch dem Schwanken zwischen Dur und Moll entspringt, welches den Schmerz erhöht. Schon bald treibt das immer einsamere Klavier das Stück auf eine Spitze, die ebenso packend wie die größten Erfolge Beethovens ist… Der Choral wird zu einem triumphierenden Ruhmesmarsch, der die beiden Genies im Musikhimmel vereint.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTAwOTQx