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32 FAURÉ | 13 BARCAROLLES ∙ BALLADE OP.19 Halten Sie die Ballade für Klavier solo für ein unergründliches Werk? Sie nimmt den Weg der Fantasie und stellt zugleich eine pianistische Herausforderung dar. Als Liszt sie vom Blatt spielen wollte, soll er gesagt haben, dass er nicht genügend Finger hätte. Und es stimmt: Schon ab der dritten Seite stellt das subtile Kreuzen der Hände ein Kunststück dar. Eine zusätzliche Schwierigkeit für das Gedächtnis ist der Übergang von der Orchesterversion zur Version für Klavier solo. Wie erklären Sie den frappierenden Kontrast zwischen der Klangwelt Ihrer ersten Version der Barcarolles und dieser hier? Die Frage des Klangstoffs hat mich sehr interessiert. Ich versuche stets, mich in Personen hineinzuversetzen, die diese Musik noch nie gehört haben. Ich muss nur auf das gute Verständnis der Gesamtheit achten, darauf, dass sich die Themen und Gegenthemen ideal entfalten, aber auch, dass die Klangmasse akzeptabel ist. Täusche ich die Zuhörer etwa mit zu vielen Tönen oder langweile ich sie gar, weil es nicht genug sind? Vor 40 oder 50 Jahren interessierten mich diese Aspekte nicht besonders.

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