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40 LJAPUNOW • 12 ÉTUDES D’EXÉCUTION TRANSCENDANTE Ljapunow verehrte Liszt. Er widmete ihm „geistig“ seine Etüden und gab ihnen denselben Titel wie jenen seines angesehenen Vorfahren. Einige dieser Etüden scheinen wahrhaftige Kopien der Liszt‘schen Stücke zu sein, ja gar Pastiches: Carillon (Harmonies du soir bei Liszt ), Harpes éoliennes (Chasse-Neige), Rondes des sylphes (Feux-Follets), Nuit d’été (Ricordanza) und nicht zu vergessen Élégie „zum Andenken an Franz Liszt“, bewusst im ungarischen Stil komponiert! Inwiefern sind sie Ihrer Meinung nach „transzendental“? Wuchs Ljapunow wie Liszt poetisch und fast spirituell über den technischen Aspekt hinaus? Ljapunows Zyklus ist in der Tat mehr als eine Hommage – er ist eine Verlängerung von Liszts Zyklus. Es ist bekannt, dass Letzterer ursprünglich eine Reihe von 24 Etüden zu allen Dur- und Moll-Tonarten vorgesehen hatte. Letztendlich schrieb er nur zwölf. Dieses unbeendete Konstrukt versuchte Ljapunow fertigzustellen. Mit den fehlenden Tonarten nahm er Liszts Arbeit wieder auf.

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