LDV88-9

26 BACH | SONATEN UND PARTITEN BWV 1001-1006 Bach komponierte die Sonaten und Partiten kurz nach dem Tod seiner ersten Frau Maria Barbara. Versteckt sich also ein autobiografischer Aspekt hinter dem „Sei Solo“, ein inniges Gebet? Das mag sein, besonders bei der Chaconne, die fast am Tag nach dem Tod geschrieben wurde. Es ist der Schlüssel der irdischen Existenz: das Aufeinandertreffen des Heiligen (die Sonaten) und des Profanen (die Partiten), ein Tanz mit dem Tod, ein Tanz mit Gott, den Bach bittet, zur Erde herabzukommen, indem er bis zu Ihm aufsteigt. Es ist zugleich universell und persönlich. Bach steht für die Organisation des Universums mit Schwerpunkten und der zentralen Tonart, die eine Sonne umgeben von ihren Planeten ist. Er verstand Einsteins Theorien noch vor dem Physiker! Er war Mathematiker und Architekt, doch vor allem ein Mann, der in seiner Familie Leben und Tod erlebt hatte. Viele seiner zahlreichen Kinder starben jung. Bach akzeptierte den Schmerz und verwandelte ihn in eine Liebesbotschaft für seine Zeitgenossen und die Nachwelt. Über die Komplexität und die Faszination hinaus findet sich in seinem Werk tiefe Menschlichkeit, die ihn zu einem der außerordentlichsten Männer der Geschichte macht. Er ist ein Genie, der die gesamte Menschheit in seinem Herzen trägt. Spielt man Bach, ist man nicht allein. Er ist bei einem. Man wird zur Welt.

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