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44 THIS IS AMERICA! Denken Sie, dass man diese Komponisten heutzutage anders spielt als vor zehn oder zwanzig Jahren? Vanessa Wagner — Man spielt sie schon etwas mehr, insbesondere Glass, der, obgleich von einigen verschrien, extrem beliebt ist, weil seine Soloklavierwerke recht zugänglich sind. Zu Beginn meiner Laufbahn gab es zum einen Pianisten, die das klassische Repertoire spielten, und zum anderen jene, die das zeitgenössische zu spielen wagten. Die neue Generation richtet sich gegen diese Abschottungen. Ich persönlich wollte mich für das selten gespielte amerikanische Repertoire einsetzen. Zudem bauen unsere Interpretationen dieser Komponisten auch auf das große klassische Repertoire, das Wilhem und ich seit 25 Jahren spielen. Wilhem Latchoumia — Wenn die Musik ins Repertoire der Pianisten aufgenommen wird, entwickelt sich das Stück zwangsläufig weiter. Ich denke, dass wir auch darum Platten einspielen. Wir alle leisten unseren Beitrag zumGanzen, mit unseren Perspektiven und unserem Hintergrund. Genau darin liegt der Zweck einer Platte! Vanessa Wagner — Das Repertoire hat teils unter Interpretationen gelitten, die die Klangstruktur, die Flexibilität der Phrasierung und die Differenzierung der Nuancen außen vor ließen. So kann zum Beispiel Adams‘ Stück in einem sehr harten, ausschließlich rhythmischen Register spielen, wo es doch voller Farben und Nuancen steckt, die mit Sinnlichkeit und Poesie hervorzubrechen versuchten.
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