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52 SCHOSTAKOWITSCH • WEINBERG Wie würden Sie Ihren Interpretationsansatz beschreiben? Joseph — Weinbergs Musik ist hochkomplex. Nichts ist selbstverständlich, man muss einen Leitfaden finden, Farben suchen. Man kann sich drei Figuren vorstellen, die gleichzeitig eine mitreißende Geschichte erleben, in der sie manchmal untereinander ringen. Und dies ohne Kompromisse, ohne den anderen gegenüber klein beizugeben. Victor — Die Arie des ersten Satzes lässt eine Geigenmelodie erklingen, mezzo forte und sehr singend. Am Klavier zeichne ich Fußabdrücke im Schnee ab, pianissimo und sehr legato. Obwohl die Klangfarbe und die Nuancen von Geige und Klavier nichts miteinander zu tun haben, reicht es, wenn ich mein Spiel nahezu unmerklich ändere, um eine ganz andere Klanglandschaft erklingen zu lassen. Darum ist es so wichtig, die Farben, die unsere Palette bilden, derart achtsam auszuwählen.

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