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46 SCHOSTAKOWITSCH • WEINBERG Warum haben Sie beschlossen, die beiden Trios von Schostakowitsch einzuspielen? Justine — Schostakowitschs Zweites Klaviertrio ist eines der ersten Werke, das wir drei ernsthaft miteinander gespielt haben. Ich war damals 13, Joseph 15 und Victor 17. Warum Schostakowitsch? Sicher, weil unser Vater den Komponisten liebt und uns sehr früh seine Musik einflößte. Später spielten wir das Stück unzählige Male und arbeiteten daran, bis es ein Eckpfeiler unseres Trio-Repertoires wurde. Wir haben von den Ratschlägen zahlreicher Lehrmeister profitiert und daraufhin mit einigen von ihnen Freundschaft geschlossen. Zu diesen Mentoren gehören die Mitglieder des Quatuor Danel, der Cellist Christoph Richter und Emmanuel Utwiller, Leiter der Internationalen Gesellschaft „Dmitri Schostakowitsch“. Letzterer ermöglichte uns sogar ein Treffen mit Irina Schostakowitsch, der letzten Ehefrau des Komponisten. Wie arbeitet man speziell für eine Platte an einem Werk wie seinem Zweitem Klaviertrio ? Joseph — Die Wahrnehmung der Zeit war ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit. Justines und meine Bogenführung zielte vollends auf eine bleischwere Zeitlichkeit ab. Als müssten wir einen innerlichen Kampf austragen, um voranzukommen. Es kam sogar vor, dass ich während einer Teilprobe der Streicher eine freierfundene Geschichte erzählte, um die angestrebte Stimmung besser zu beschreiben. Im Kopf hatte ich das Bild eines zum Tode Verurteilten, der in einem verschneiten Gefängnishof auf seinen Henker wartet. Diese Parabel half uns, in eine ganz besondere Zeitlichkeit einzutauchen, die uns für die ersten Takte des Werks angemessen schien.

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