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THÉO FOUCHENNERET 49 Man braucht die anderen. Diese Musik muss man zu mehreren erleben… Nehmen wir zumBeispiel das Sforzando, diesenAkzent, der sich nicht inWorte fassen lässt: Wennman nicht gehört hat, wie es sich auf einemStreichinstrument anhört, kann man unmöglich begreifen, worumes sich handelt. Jeder geht bei Beethoven seinen eigenen Pfad. Unterhält man sich darüber, ist es äußerst nährend und bereichernd. Auf wen berufen Sie sich und wer sind Ihre Lehrmeister? Wilhelm Kempff hat mich stark beeinflusst. Es gibt übrigens ein fantastisches Video von ihm (auf YouTube zu sehen), in dem er von der Hammerklaviersonate spricht und sie dann spielt. Sehr aufschlussreich. Ich mag Jean-Frédéric Neuburgers Arbeit zu Beethoven sehr. András Schiffs Interpretationen haben mich ebenfalls fasziniert. Natürlich hängt alles vomRepertoire ab. Michelangelis Perfektionismus wühlt mich auf; dieses Verlangen, eine Idee bis zum Ende zu verfolgen, alles für ihre Umsetzung zu tun. Er hat nicht alles ausprobiert, aber was er gespielt hat, war herausragend. Richter hingegen hat alles ausprobiert. Über ein solches Repertoire zu verfügen ist einfach außerordentlich. Bis ins hohe Alter blieb der Interpret offen und entdeckungsfreudig. Für mich ist er ein Vorbild, was das Leben und die Arbeitseinstellung anbelangt. Hören Sie Musik? Welche und wie? Ja, ich liebe es, Musik zu hören und noch heute neu zu entdecken. Ich höre nicht unbedingt, was ich spiele, und mag verborgene Schätze. Ich höre gern die neuen Alben von Freunden und Kollegen. Eine Platte, auch in digitaler Form, ist ein Gegenstand, der unglaublich bleibt, der etwas sehr Gelungenes möglich macht. Platten leben weiter.
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