LDV80

THÉO FOUCHENNERET 47 Die Hammerklaviersonate ist legendär – wegen des vomKomponisten gewählten Titels und ihrer Dauer… über 45 Minuten?! Beethoven schrieb höchst präzise Tempi. Werden diese eingehalten, kann sie in 40 Minuten gespielt werden. So ambitioniert und monumental sie auch ist, die Sonate hat relativ normale Ausmaße. Schubert streckte die Dauer, Beethoven nicht so sehr. Ich glaube, dass er in diesemWerk übrigens Schnelligkeit hörte. Das Pulsieren ist oft zu eng. Verlangsamt man es, passt man den Takt an. Die Gestaltung und der Takt sind zentrale Aspekte der Klassik. Beethoven wählte in der Tat den Titel und bestand auf die deutsche Bezeichnung „Hammerklavier“. Diesen Titel hatte er bereits dem Opus 101 geben wollen… was der Verleger jedoch abgelehnt hatte. Versuchte er sich hier an einer Reform? (Gelächter) Ist Ihre Geschichte mit der Hammerklaviersonate eine Herzensangelegenheit oder Kopfsache? Eine Herzensangelegenheit. Ja, mein Herz hat mich geleitet. Besonders, was den langsamen Satz betrifft. Für mich ist es die menschlichste Musik, die es gibt. Von ihr geht eine Brüderlichkeit, eine Allgemeingültigkeit aus, die mich berühren und mich unsäglich ansprechen. Die Hammerklaviersonate wird oft als höchst intellektuelle Sonate wahrgenommen. In meinen Augen ist sie das ganz und gar nicht… Die Lebenskraft der Fuge reißt alles mit. Beethoven baut ein komplexes Gerüst, umden Stoff besser sprengen zu können. Es sindweniger Gefühle als jene Energien, die meine Geschichte mit der Hammerklaviersonate begründen.

RkJQdWJsaXNoZXIy NjI2ODEz