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THÉO FOUCHENNERET 45 In welcher Reihenfolge haben Sie die Stücke aufgezeichnet? Und wie sind Sie vorgegangen? Ich habe die Stücke in keiner strategischen Reihenfolge aufgenommen, sondern auf den Eifer des Moments gehört. So begann ich mit den drei ersten Sätzen der Hammerklaviersonate. Nach dem langsamen Satz gingenwir zurWaldsteinsonate über, umnicht mit der Fuge fortzufahren, die wir für den Schluss aufhoben und die sich Zeit ließ (Gelächter). Von den drei langen Aufnahmetagen wollte ich unbedingt einen Nachmittag für lange Aufnahmen wahren. Ich verspürte das Bedürfnis, möglichst viel zu spielen. Hat die Aufnahme Ihre Sicht auf das Werk oder gar Ihre Interpretation geändert? Die Hammerklaviersonate kam zu einem wichtigen Zeitpunkt für Beethoven: Er hatte lange nicht komponiert. Sie entstand zur selben Zeit wie die berühmte 9. Sinfonie und die Missa Solemnis und vermittelt mir den Eindruck, dass der Komponist seine eigene Musik wiedererobern wollte. Er musste sich Mehreres beweisen, sowohl als Pianist, als auch als Komponist. Darum stellt sie eine wahre Herausforderung dar. Gleichermaßen körperlich und geistig. Sie ist kräftezehrend, doch es ist eine derartigeReise, dass sie süchtigmacht. Je öfterman sie spielt, desto mehr liebt man sie. Je öfter man sie hört, desto mehr bezähmt man sie. Früher, als ich sie im Konzert spielte, war ich hinterher abgekämpft. Nun nicht mehr. Ich kann sie in ihrer Gesamtheit betrachten. Die Aufnahme hat natürlich dazu beigetragen. Ich kammit vielen Ideen und Plänen an! Und als ich dann regelmäßig die einzelnen Aufnahmen hörte, musste einiges geändert werden! Es ist überaus

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