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THÉO FOUCHENNERET 43 Und woher kam die Idee, ihr die Waldsteinsonate gegenüberzustellen? Es galt, dem Publikummit diesem Glanzstück eine Sonate anzubieten, die leichter verdaulich ist. Ichhoffe, dass sichdieHammerklaviersonategut anhören lässt, doch sie kann etwas schwierig und sogar schattenhaft wirken. Die Waldsteinsonate ist zweifelsohne bekannter und vielleicht etwas zugänglicher. Zudem haben die beiden Sonaten viel gemeinsam: Jede ist auf ihre Art und Weise ein „Labor“, eine unglaubliche Beethovensche Experimentsammlung, sowohl in Bezug auf die Geschichte der Instrumentenentwicklung als auch auf das Spiel. Nehmen wir zum Beispiel die Verwendung des Fortepedals im Finale der Waldsteinsonate. So etwas war noch nie da gewesen, völlig neu. In der Hammerklaviersonate, die für Broadwood-Klavier komponiert wurde, stieß Beethoven auf unverhoffte Schätze. Ich denke besonders an die langsame Einleitung vor dem Finale. Sie sagen, die beiden Sonaten haben Gemeinsamkeiten. Auch in der Erzählweise? Nein, da sind sie absolut verschieden, ja sogar gegensätzlich. DieWaldsteinsonate hat etwas sehrAnrührendes,Menschliches. Die gebräuchlicheTonart C-Dur spricht uns sofort an und erhebt das Stück zugleich ins Universelle. Beethoven wollte damit nicht imponieren. Die Mystik oder der Traum stammt von der ergreifenden langsamen Einleitung (Introduzione: Adagio molto). Die Hammerklaviersonate ist viel schroffer, konfliktreicher.
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