LDV76
40 BEETHOVEN_„GEISTER-TRIO“ & „ERZHERZOG-TRIO“ Würden Sie sagen, dass Beethoven in diesen Werken über die Möglichkeiten der Instrumente hinausgeht – ja, sogar darauf pfeift – wenn „der Geist zu ihm spricht“? David Grimal: BeethovensWerk ist vor allem diskursiv: Vorrang wird immer dem Gedanken gegeben, und inwenigen Phrasen fühltman sichmit seinem Instrument zu Hause. In diesen Trios stellt man fest, dass die meisten Streicher eher als Interpunktion einhaken. Es gibt nur wenig melodisches Material. Beethoven ist schließlich nicht als Melodiker bekannt… Lediglich das zweite Thema des Finales seines Violinkonzerts singt so richtig! Spürbar ist, dass kein Stück, selbst in seinem großen Streichquartettzyklus, „mit dem Instrument“ komponiert wurde. Diese Schreibweise ist nicht immer bequem zu spielen. Doch Bequemlichkeit war nicht Beethovens Absicht. Philippe Cassard: An der Klavierpartie ist frappierend, dass Beethoven alle Möglichkeiten ausschöpfte, wie es kein Komponist vor ihm und wenige in den 40 darauffolgenden Jahren taten, und zugleich völlig ignorierte, was dies für die technische Umsetzung bedeutete. Er kannte kein Tabu, war stattdessen vollends hemmungslos: Alles, das seinemGedanken diente, wurde in den Partien, vor allem in der Klavierpartie, umgesetzt.
RkJQdWJsaXNoZXIy OTAwOTQx