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PHILIPPE CASSARD, ANNE GASTINEL, DAVID GRIMAL 39 David Grimal: …untätig? Sagen wir es so: Bei Beethoven findet man nicht die Spielfülle wie in den Trios von Brahms oder gar Mendelssohn und Schumann. Letztere teilen die Rollen wesentlich ausgewogener auf! Beethovens Trios werden hingegen vom Klavier beherrscht: Das Finale des „Erzherzog-Trios“ ist zum Beispiel fast ein Klavierkonzert. Doch diese vermeintliche Schlichtheit für die Streicher ist nur Schein: Beethovens Genie liegt darin, ab und an eine Bananenschale zu platzieren, damit wir nicht träge werden! Philippe Cassard: Ich möchte die Meinung meiner beiden Kollegen etwas abwiegeln, denn ich finde, wenn es unter allen Beethoven’schen Trios eins gibt, in dem jeder viel zu tun hat, dann das „Geister-Trio“. Die Streicher greifen ständig ein, die Schreibweise ist sehr verflochten, verschachtelt, polyphon, das Cello spielt nicht nur Bass, manchmal mischt sich das Klavier in denDialog zwischenGeige und Cello… Hier sind die Streicher nicht nur Gehilfen oder Zeugen der beträchtlichen Klavierpartie. Sie spielen sogar zweimal das Thema des langsamen Satzes!
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