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57 JEAN-PHILIPPE COLLARD Wie Iberia von Albéniz tauchten die Goyescas fast zur selben Zeit, gegen 1910, und über jegliche spanische Folklore hinaus plötzlich in Granados‘ Werk auf und wiesen ein Niveau auf, das sich nicht mit den eher mondänen oder bescheidenen vorherigen Stücken vergleichen lässt. Was denken Sie über dieses doppelte Mysterium – auch wenn die beiden Zyklen sehr unterschiedlich sind – in der Klaviergeschichte desselben Landes? Granados‘ Bewunderung für Albéniz und insbesondere dessen Zyklus Iberia kannte keine Grenzen. Im Übrigen ermutigte er seine Schüler, dieses riesige Fresko anzugehen. Somit leuchtet ein, dass er denWunsch hatte, auch ein derart ausschweifendesWerk zu komponieren. Dass damals seine Pianistenkarriere erfolgreichwar, erklärt, warumder Komponist den Pianisten dazu auffordert, über seine Grenzen hinauszugehen und gleichzeitig seine Zuhörer zu erobern.

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