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54 GRANADOS_GOYESCAS Wie würden Sie Granados‘ Klavierstil in den Goyescas beschreiben? Welche Schwierigkeiten weist er auf? Erfordert er eine spezielle Technik zur Beherrschung seines rhapsodischen Aspekts mit fantastischer Virtuosität, wo diverse Verzierungen und zahlreiche Angaben des Klaviers, das zuweilen zu „sprechen“ scheint, einen großen Stellenwert haben? Granados‘ Virtuosität am Klavier war überwältigend. Bei den seltenen Aufzeichnungen auf Notenrollen hört man ein unendlich freies Spiel von großer Schnelligkeit. Der technische Aspekt der Goyescas erfordert seltene Fähigkeiten. Zunächst wesentliche Flexibilität, durch die die gesamte Dimension des Klaviers ausgeschöpft werden kann, dann eine besonders agile linke Hand, sowie die Beherrschung der gehaltvollen und komplexen Akkorde… Wir haben es mit einer nahezu unbewussten Schreibweise zu tun, die offensichtlich stets dem Gefühlsausdruck ausgeliefert ist, ganz gleich, welche Tücken dies aufwirft. Besonders frappierend bei Granados‘ Spiel ist die doppelte Perspektive, die man unweigerlich einnimmt. Zum einen die des Werks, reich an farbigen Episoden und äußerst inspiriert, zum anderen die der Interpretation durch den Komponisten. Es scheint, als hätte Granados das Werk nach dessen Entstehung neu komponiert oder in diesem Fall sogar neu gemalt! Dadurch wird der rhapsodische Aspekt noch um ein Vielfaches verstärkt, die Grenzen werden ausgedehnt und der Weg zur Freiheit, den er uns weist, nimmt unendliche Ausmaße an.

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